Ein wichtiges Projekt und eine plötzlich unbesetzte Führungsposition: Bühne frei für einen Interim Manager. Die erfahrenen Arbeitskräfte auf Zeit werden in Deutschland immer beliebter, und Unternehmen sind bereit, immer mehr für diesen Dienst zu zahlen.
Temporäre Manager kommen kurzfristig und für begrenzte Zeit in ein Unternehmen, wenn es gerade brennt. Mal wenige Woche, meistens einige Monate – die Dauer der Einsätze variiert. Das Interim Management ist eine boomende Branche und die Prognose der Dachgesellschaft Deutsches Interim Management e.V. (DDIM) sagte ein deutliches Wachstum für 2019 voraus. Wenn eine wichtige Stelle plötzlich unbesetzt ist – sei es wegen einer Kündigung, Krankheit oder aus anderen Gründen – muss schnell Ersatz her. Fehlt für ein ausführliches Bewerbungsverfahren die Zeit, sind Interim Manager eine gute Lösung: Die Experten mit langjähriger Berufserfahrung können sich innerhalb kürzester Zeit einarbeiten und Verantwortung übernehmen. Sie bleiben nur für kurze Zeit im Unternehmen, beispielsweise bis ein neuer fester Mitarbeiter gefunden ist.
Ausgiebiges Recruiting, das Inserieren von Stellenausschreibungen, eine lange Bewerbungsfrist, detailliertes Sichten von Bewerbungsunterlagen: Um all die zeitaufwendigen Prozesse bei der Suche nach einem temporären Manager zu beschleunigen, können sich Unternehmen an spezielle Plattformen wenden , auf denen Interim Manager vermittelt werden. Qualifizierte Kandidaten und Unternehmen finden sich so unkompliziert und schnell – damit die Schlüsselposition im Unternehmen nur möglichst kurze Zeit unbesetzt ist.
Laut der DDIM greifen Unternehmen für die Übergangsbesetzung wichtiger Führungspositionen immer häufiger auf diese Option zurück und stellen zunehmend mehr finanzielle Mittel dafür bereit. Im Jahr 2002 umfasste das Honorarvolumen im Interim Management noch 80 Millionen Euro, lag 2013 bei über einer Milliarde und zuletzt 2018 bei rund 1,9 Milliarden Euro. Für 2019 sagt das DDIM den Sprung über die Zwei-Milliarden-Euro-Marke voraus. Sowohl aufgrund steigender Honorare – ein Interim Manager erhält oft mehr als 1.000 Euro pro Tag – als auch aufgrund der zunehmenden Anzahl an den flexiblen Managern auf Zeit. Die Dachgesellschaft Deutsches Interim Management e.V. erwartet für 2019 einen Anstieg der temporären Manager in Führungspositionen in Deutschland auf über 10.000.
Die hohe Vergütung für einen Interim Manager hat ihre Gründe. Unternehmen engagieren sie in den meisten Fällen nur dann, wenn es bereits sehr dringend ist, viel Arbeit ansteht, große Probleme zu lösen sind oder es anderweitig im Unternehmen brennt. Die Aufgaben, denen sich ein Interim Manager stellen muss, sind daher selten einfach. Zudem muss er sich in kürzester Zeit in das Thema und die Unternehmensstruktur einarbeiten sowie sofort wichtige Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen.
Die Besetzung einer durch Krankheit oder anderen Gründen akut offenen Position ist nur ein Grund, warum Unternehmen Interim Manager engagieren: Krisenmanagement, zeitlich beschränkte und für den Konzern wichtige Projekte oder eine Umgestaltung im Unternehmen, mitunter samt Stellenabbau, können weitere Gründe für den vorübergehenden Einsatz eines erfahrenen Experten sein. Einen externen Manager anzustellen kann vor allem im letzten Fall häufig die bessere Lösung sein, als bereits vorhandene Angestellte hinzuzuziehen, zumal laut einer Studie die Bereitschaft, Führungsrollen einzunehmen, bei deutschen Angestellten sinkt.
Die DDIM ist die wichtigste Branchenvertretung für das Interim Management in Deutschland und setzt sich für die öffentliche Anerkennung und das Wachstum des Interim Managements unter anderem in Politik und Wirtschaft ein. Bald wird sich zeigen, ob die Prognose der Dachgesellschaft über ein Honorarvolumen von 2.250 Millionen Euro für 2019 zutreffend war – oder ob sie, wie 2018, sogar noch übertroffen wird.
Quelle: MünsterscheZeitung