Die deutschen Arbeitnehmer hadern mit ihrem Alter – die Jungen fühlen sich nicht qualifiziert genug, die Älteren haben Sorge, dass Unternehmen junge Bewerber bevorzugen. Und auch Zeitmangel macht den Deutschen zu schaffen.
Von wegen jung, dynamisch und selbstbewusst: Junge Beschäftigte fühlen sich den Ansprüchen des Arbeitsalltags nicht gewachsen. Wer zwischen 18 und 22 Jahre alt ist, nimmt das Alter auf dem Arbeitsmarkt tendenziell als Problem wahr. Das hat eine globale Studie des Karrierenetzwerks Linkedin ermittelt. Die größte Hürde für die jungen Menschen, die künftig auf den Arbeitsmarkt strömen, ist demnach ein Mangel an Selbstvertrauen (24 Prozent). Zudem sehen sie fehlende Arbeitserfahrung (21 Prozent) sowie fehlende Führung und Orientierung (11 Prozent) als Herausforderung.
Für die Befragung haben Linkedin und die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) auf der ganzen Welt mehr als 30.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter dazu befragt, wie sie ihre beruflichen Chancen einschätzen, davon 2025 in Deutschland. Die 18-22-Jährigen und die 55-65-Jährigen stehen dabei an den Enden des untersuchten Spektrums.
Insgesamt blicken die Deutschen den Studienergebnissen zufolge weniger optimistisch in die Zukunft, als es die Menschen im internationalen Durchschnitt tun. Im europäischen Vergleich schätzen die Menschen aus Deutschland ihre beruflichen Chancen jedoch verhältnismäßig positiv ein. Die Skepsis ist in Italien und Frankreich sehr viel ausgeprägter. Schweden, Irland, Großbritannien und Spanien liegen im europäischen Vergleich im Mittelfeld, die Niederlande stehen an der Spitze. Am optimistischsten schätzen die Befragten in Wachstums- und Schwellenländern wie Indien, Indonesien oder China ihre Chancen auf berufliches und privates Glück ein. Auch in Amerika herrscht großer Optimismus.
Zeitmangel statt Geldmangel
Während global gesehen Geldmangel das größte Problem darstellt, ist die größte Herausforderung hierzulande über alle Altersklassen hinweg ein Mangel an Zeit (23 Prozent). Damit sind die Deutschen Spitzenreiter in Europa im Keine-Zeit-Haben. Aber auch eine Benachteiligungen durch das eigene Alter – egal ob jung oder alt –, nehmen die Menschen in Deutschland als großes Problem wahr. Während die Jüngeren mit einem Mangel an Selbstbewusstsein aufgrund ihres Alters kämpfen, hadern die Älteren, wie die Generationen der Babyboomer, damit, gleichzeitig einen aktiven Lebensstil führen zu wollen und im Job voranzukommen (44 Prozent). Insbesondere bei denen, die sich ein sicheres Arbeitsverhältnis wünschen, ist die Sorge ausgeprägt, Unternehmen könnten jüngere Bewerber bevorzugen.
So schätzen die Menschen ihre beruflichen Chancen im internationalen Vergleich ein
Weil die jungen Menschen versuchen, sich auf dem Arbeitsmarkt zu etablieren, sind für sie andere Sachen wichtig als für die älteren Arbeitnehmer kurz vor der Rente: Jobsicherheit etwa gaben 40 Prozent der Jungen als wichtig an, unter den Älteren waren es bloß 27 Prozent. Zugang zu Bildung finden 25 Prozent der jungen Generation wichtig, unter den Babyboomern bloß 7 Prozent. Erweiterung des beruflichen Netzwerks finden 14 Prozent der Jungen wichtig und 5 Prozent der Älteren.
Die Babyboomer gaben gleichzeitig an, dass sie sich an die digitale Welt anpassen und ihr Wissen auf dem neuesten Stand halten müssen, um auf dem Arbeitsmarkt relevant zu bleiben. 83 Prozent sagen, dass Veränderungsbereitschaft ein wichtiger Erfolgsfaktor ist.
Quelle: Frankfurter Allgemeine